Eine der interessantesten Funktionen von WordPress ist die Multisite-Funktionalität. Während früher für mehrere WordPress-Webseiten auch mehrere Installationen nötig waren, braucht man heute mit Multisite nur noch eine Installation. Voraussetzung hierfür ist lediglich, dass die multiplen Webseiten entweder Subdomains oder Subverzeichnisse einer Domain nutzen. Sollen die einzelnen WordPress-Websites verschiedene Domains nutzen, kann nicht ohne weiteres mit der Netzwerk-Funktion von WordPress gearbeitet werden, es ist dann der Einsatz eines zusätzlichen Plugins nötig. Dieser Beitrag zeigt, wie einfach Multisites angelegt und perfekt konfiguriert werden können.
1. Was ist eine Multisite und wofür benötigt man sie?
Eine Multisite fasst mehrere WordPress-Installationen zu einer einzigen zusammen, vorausgesetzt man arbeitet mit Subdomains oder Subverzeichnissen (zu Deutsch: Unterverzeichnissen). Zwei Beispiele hierzu zeigen, was gemeint ist.
- Eine Subdomain sieht so aus: wordpress.drweb.de
- Ein Unterverzeichnis hingegen wäre folgendes: drweb.de/wordpress
Diese beiden Möglichkeiten stehen uns bei einer Multisite zu Verfügung. Der große Vorteil einer Multisite ist, dass alle Webseiten über eine Installation verwaltet werden können. Also nur eine Admin-Oberfläche für alle Websites zusammen, was durchaus praktisch ist, denn man muss sich nur einmal einloggen und kann dann für alle Seiten Plugins installieren, alle Updates machen usw. Der Verwaltungsaufwand reduziert sich enorm.
2. Subdomains oder Subverzeichnisse – was sollte man wählen?
Zuallererst ist das eine persönliche Entscheidung. Du solltest die Möglichkeit wählen, die dir besser behagt. Allerdings gibt es signifikante Unterscheidungen im Handling bei Google und der Verteilung des Pageranks. Subdomains wird Google als eine eigenständige Webseite werten und dementsprechend wird der Pagerank dann der Subdomain zugeteilt. Subverzeichnisse hingegen wertet Google als einen Teil einer Webseite. Der Pagerank wird daher der Hauptseite zugeteilt. Auch für die Linkpower der Hauptseite sind Subverzeichnisse besser.
Subdomains haben gegenüber Verzeichnissen den Vorteil, dass in den Suchergebnissen mehr Ergebnisse für eine Suchanfrage angezeigt werden können. Normalerweise werden pro Domain maximal 2 Seiten als Suchergebnisse angezeigt. Diese Begrenzung kann mit Subdomains aufgehoben werden, wie Matt Cutts meint. Im Ranking verhalten sich Subdomains und Subverzeichnisse jedoch gleich.
3. Eine Multisite einrichten
Eine Multisite einzurichten ist einfach. Gehe einfach nach dieser Anleitung Schritt für Schritt vor, dann kann nichts schiefgehen.
WordPress mitteilen, dass wir gerne eine Multisite einrichten würden
Kopiere folgenden Code in die wp-config.php deiner WordPress-Installation:
/* Multisite aktivieren */ define( 'WP_ALLOW_MULTISITE', true );
Die Einrichtung des Multisite-Netzwerks
Nachdem du die geänderte wp-config.php wieder in das WordPress-Verzeichnis hochgeladen hast, findest du in deinem WordPress unter „Werkzeuge“ den neuen Menüpunkt „Netzwerk-Einrichtung“ vor. Hier kannst du entscheiden, ob die neuen Webseiten im Netzwerk über Subdomains oder Subverzeichnisse erreicht werden sollen. Bitte überlege dir das gut, denn es kann später nicht mehr geändert werden. Auch bietet dir dieser Menüpunkt die Möglichkeit, das Netzwerk von Webseiten zu benennen und die E-Mail-Adresse des Administrators festzulegen. Diese Festlegungen können später noch geändert werden.
Gehen wir in diesem Beispiel davon aus, dass du dich für Subdomains entschieden hast.
Nachdem du dich also für Subverzeichnisse entschieden und installieren geklickt hast, musst du dein Netzwerk aktivieren. Dazu stellt dir WordPress im nächsten Fenster ein Code-Snippet bereit, mit dem die wp-config.php und die .htaccess Datei ergänzt werden müssen.
Wichtig: Bevor du die beiden Dateien bearbeitest, erstelle bitte unbedingt ein Backup dieser Dateien.
Mit dem oberen Teil des Codes muss die wp-config.php ergänzt werden.
Der zweite Teil des Codes ersetzt nun die WordPress-Regeln in der .htaccess Datei. Bitte füge diesen Schnipsel zwischen Begin und End WordPress ein.
Nachdem du das korrekt erledigt hast, musst du dich erneut in dein WordPress einloggen. Einen Link hierzu findest du auf der WordPress-Seite mit dem Code, ganz unten.
Vorbereitung für Netzwerke mit Subdomains – eine Wildcard-Domain erstellen
Wenn du dich entschieden hast, Subdomains für dein WordPress-Multisite-Netzwerk zu verwenden, musst du eine sogenannte Wildcard-Subdomain einrichten. Die Wildcard-Subdomain sorgt anschließend dafür, dass neue Webseiten (mit neuer Subdomain) im WordPress Netzwerk-Backend angelegt und sofort verwendet werden können. Eine neu angelegte Subdomain zeigt dann sofort auf die richtige Stelle. So funktioniert auch WordPress.com. Dort legt man sich seinen neuen Blog ebenfalls mit einer Subdomain an. WordPress.com zeigt eindrucksvoll, was mit der Multisite-Funktionalität alles möglich ist.
Eine Wildcard Domain sieht so aus: *.deinedomain.de. Ich kann hier leider keine grundsätzlich funktionierende Anleitung geben, wie eine Wildcard-Subdomain konfiguriert wird, da die Vorgehensweise bei unterschiedlichen Hostern verschieden ist. Mein Hoster Alfahosting stellt mir für die Administration meines Hosting-Pakets die Verwaltungsoberfläche Confixx zur Verfügung. Dort lässt sich die Wildcard so erstellen:
In das Feld Sub-Domain gehört nur ein * rein, der korrekte Ordner (Ziel) auf dem Server muss bestimmt und im Anschluss daran Speichern geklickt werden. Das war es. Alle von dir definierten neuen Websites im Netzwerk können nun korrekt aufgerufen werden.
Netzwerke mit Subverzeichnissen
Solltest du dich dafür entschieden haben, statt Subdomains Subverzeichnisse für die Benennung der einzelnen Websites im Netzwerk verwenden zu wollen, ist kein weiterer Schritt nötig. Du kannst direkt mit der Erstellung neuer (Web)Seiten im Netzwerk fortfahren.
Das Anlegen neuer Websites im Multisite-Netzwerk
Nachdem du dich neu in die Admin-Oberfläche von WordPress eingeloggt hast, steht dir dort oben links der neue Menüpunkt Meine Seiten zur Verfügung. Meine Seiten => Netzwerkverwaltung ist nun deine Schaltzentrale, in der du neue Websites anlegen, Plugins und Themes installieren und über alle Instanzen aktivieren, sowie neue Benutzer anlegen kannst.
Beginnen wir jetzt damit, eine neue Website anzulegen. Gehe in der Netzwerkverwaltung hierzu auf Seiten => Hinzufügen, trage dort die gewünschte Subdomain ein, wenn du dich für Subdomains entschieden hast. Ansonsten kommt dort der Name des gewünschten Subverzeichnisses hinein.
Des Weiteren kann man hier einen neuen Administrator für die betreffende Website bestimmen, in dem man die Administrator E-Mail-Adresse von der eigenen auf eine andere ändert. Der neue Site-Admin bekommt die Zugangsdaten dann auf seine oben angegebene E-Mail-Adresse geschickt. Nachdem du auf die Schaltfläche Seite erstellen geklickt hast, kannst du deine neue Webseite gleich aufrufen. Und unter Meine Seiten kannst du jetzt auf die betreffende Seite wechseln und dort wie gewohnt neue Beiträge und Seiten erstellen. Die von mir in meinem Beispiel erstellte Seite heisst z.B. WordPress (wordpress.andreas-hecht.net). Du kannst übrigens so viele (Web) Seiten erstellen, wie du möchtest.
4. Der Umgang mit Themes und Plugins
Themes und Plugins werden grundsätzlich in der Netzwerkverwaltung installiert. Themes müssen immer netzwerkweit freigeschaltet werden, damit sie in dem Menüpunkt Design => Themes der jeweiligen Websites auftauchen und aktiviert werden können. Da jede Website, die du in der Netzwerkverwaltung neu erstellst, wie eine eigenständige Installation von WordPress behandelt wird, kannst du auch unterschiedliche Themes und Plugins für jede Website bestimmen und aktivieren.
Doch Vorsicht: Während Themes immer funktionieren, haben manche Plugins echte Probleme mit einer Multisite und funktionieren leider nicht. Daher solltest du nach der Installation eines Plugins immer seine Funktion auf allen Netzwerkseiten überprüfen.
Meine Erfahrungen mit der WordPress-Multisite-Funktion haben gezeigt, dass Plugins in der Netzwerkverwaltung nur hochgeladen und installiert werden sollten, nicht jedoch netzwerkweit aktiviert. So tauchen sie in der Pluginübersicht jeder einzelnen Multisite-Website auf und können dort pro Seite aktiviert und konfiguriert werden. Aktivierst du die Plugins hingegen auf oberster Ebene, tauchen sie in den Plugin-Listen der einzelnen Websites nicht auf und somit können sie auch nicht individuell konfiguriert werden.
Plugins bei der Installation nicht netzwerkweit aktivieren!
Jetzt kann das Plugin in der jeweiligen WordPress-Multisite-Website aktiviert werden.
5. Kann man eine Multisite wirklich nicht mit eigenständigen Domains betreiben?
Doch, kann man. Allerdings nicht ohne Zuhilfenahme eines Plugins. Mit dem Plugin WordPress MU Domain Mapping kann man diese Aufgabe hingegen einigermaßen komfortabel lösen.
- Entwickler: Donncha O Caoimh, Automattic
- Wird ständig weiter entwickelt: Ja
- Letzte Version aus 2014, 0.5.5.5.1
- Kosten: kostenfrei über WordPress.org
- Lizenz: GNU GENERAL PUBLIC LICENSE
- Wechselwirkungen mit anderen Plugins: nicht bekannt
- Entwickler-Homepage: nicht vorhanden
Die Vorgehensweise bei der Installation dieses Plugins unterscheidet sich von anderen Plugins. Hier ist Handarbeit angesagt. Zuerst logge dich aus WordPress aus. Lade das Plugin auf den heimischen Rechner, entpacke es und lade mittels (S)FTP-Zugang die Datei sunrise.php in den Ordner wp-content. Lade die Datei wp-config.php aus dem Rootverzeichnis der WordPress-Installation auf den Desktop, öffne sie und kopiere folgenden Code-Schnipsel direkt unter den Code, den du für die Multisite hinzugefügt hast:
define( 'SUNRISE', 'on' );
Jetzt speichere die Datei und lade sie wieder auf den Server, respektive dein Webhostingpaket. Den Rest der Dateien lädst du mitsamt dem Ordner wordpress-mu-domain-mapping in das Verzeichnis wp-content/plugins. Melde dich nun wieder in deinem WordPress an und aktiviere das Plugin in der Netzwerkverwaltung für alle Seiten. In der Netzwerkverwaltung unter Einstellungen existieren nun zwei neue Menüpunkte, Domain Mapping und Domains. Im Menüpunkt Domain Mapping trägst du die IP-Adresse deines Servers / des Webhostingpakets ein. Mit dem Tool Whois Lookup findest du die IP-Adresse recht einfach heraus.
Die neue Domain konfigurieren
Zuallererst muss die Domain deiner Wahl zur Verwendung mit deiner Multisite-Website konfiguriert werden. Diesen Vorgang kann ich nicht genau beschreiben, weil er sich von Hoster zu Hoster unterscheidet. Als Beispiel zeige ich dir, wie einfach es bei meinem Hoster Alfahosting geht. Ich melde mich in meiner Webhosting-Konfiguration Confixx an und stelle dort ein, dass die Domain meiner Wahl auf den Ordner im Server zeigt, in dem sich auch die WordPress-Installation befindet.
Wenn sich deine WordPress-Installation also im Server-Ordner www/html/wordpress befindet, dann muss die neue Domain auch genau auf diesen Ordner zeigen. Die neue Domain hat demnach das gleiche Ziel wie Ihre Hauptdomain, unter der das Netzwerk erreichbar ist. Es muss nur eine Domain-Weiterleitung eingerichtet werden.
Nun melde dich im WordPress-Administrationsbereich der Website, die die neue Domain bekommen soll an. Unter dem Menüpunkt „Werkzeuge => Domain Mapping“ fügst du nun die Domain deiner Wahl hinzu.
Als nächstes bestimmst du im folgenden Fenster die primäre Domain, unter der deine WordPress-Multisite erreichbar sein soll. In meinem Beispiel wird also aus wordpress.andreas-hecht.net – hechtmediaarts.com.
Als letztes bleibt die Auswahl der neuen primären Domain. Nun ist deine Multisite-Webseite unter der neuen Domain erreichbar. Es kann sein, dass du aus dem Adminbereich der neuen Webseite herauskomplimentiert wirst. Keine Angst, das ist völlig normal. Einfach wieder anmelden.
Fazit
Mit dem richtigen Hintergrundwissen ist die Einrichtung einer WordPress-Multisite ein Kinderspiel, besonders, wenn man sich für Subverzeichnisse entscheidet. Subdomains einzurichten hingegen, kostet nur wenige Minuten mehr an kostbarer Zeit, und selbst für eigenständige Domains gibt es eine praktikable und einigermaßen komfortable Lösung. So steht der Verwaltung multipler WordPress-Instanzen unter einer einzigen Administrationsoberfläche nichts mehr im Weg.
Links zum Beitrag
- Matt Cutts zu Subdomains und Subverzeichnissen
- WordPress Codex zu Multisite: Create a Network
- WordPress Codex zu Wildcard Domains: Configuring Wildcard Subdomains
- WordPress Codex zu Multisite verwalten: Multisite Network Administration
- WordPress Plugin: WordPress MU Domain Mapping von WordPress.org
(Der Beitrag erschien erstmals am 23. Dezember 2014 und wurde von Andreas Hecht geschrieben. Seitdem wird der Beitrag regelmäßig aktualisiert. Fällt dir ein Fehler oder ein Änderungsbedarf auf, wäre es nett, wenn du uns unter redaktion@drweb.de darüber unterrichten würdest.)