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WordPress-Trend 2017: Plugins als SaaS

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Der SaaS-Trend insgesamt ist seit Jahren ungebrochen. Dem Entwickler gefällts, dem Nutzer weniger. Jetzt schwappt der Trend mehr und mehr auf die Entwickler von WordPress-Plugins über. Wir schauen, wo die Vor- und Nachteile liegen.

WordPress-Plugin als SaaS: nicht völlig neu

Mit Sicherheit kennst du eines der ältesten Saas-Plugins in WordPress, nämlich Akismet. Akismet verbindet auf der Seite des in deinem Blog installierten Plugins lediglich dein Blog mit der API des Spam-Verhinderers aus dem Hause Automattic.

Akismet: SaaS-Veteran aus dem Hause Automattic. (Screenshot: Dr. Web)

Die gesamte Logik, im speziellen der Algorithmus, der die Spamerkennung leistet, läuft nicht auf deinem Blog. Das ist auch gut so, denn die Performance deines Servers würde vermutlich deutlich leiden, wenn es anders wäre. Zudem wäre die Logik des Spamerkenners ziemlich angreifbar, wenn man sie lediglich aus dem Plugin-Code per Reverse Engineering rausoperieren müsste. Auch VaultPress, das Backup-Plugin aus dem gleichen Hause, arbeitet als SaaS, in Langform „Software as a Service”.

SaaS im Allgemeinen: Ein Konzept setzt sich durch

SaaS-Lösungen bieten generell den Vorteil größerer Kosteneffizienz bei größeren Installationen. Anstelle einmaliger Lizenzgebühren pro Nutzer zahlt der Kunde deutlich niedrigere monatliche Nutzungsgebühren, die sich durchaus über ein oder zwei Jahre insgesamt auf die vormals erhobene Kaufgebühr summieren oder diese sogar übersteigen können. Dafür ist die monatliche Belastung niedrig. Zumeist enthalten die Gebühren auch die fortlaufende Pflege, also funktionale Updates und Erweiterungen, sowie den erforderlichen Support. So erhält der Kunde ein stets aktuelles Produkt.

Da der Kunde in der Regel nur einen kleinen Teil der Funktionalität der SaaS-Lösung tatsächlich lokal laufen lassen muss, können so auch Anwendungen realisiert werden, die besonderer Rechenleistung bedürfen. Hierzu bedienen sich die SaaS-Anbieter dann skalierbarer Plattformen, wie etwa der Amazon Web Services oder Microsofts Azure. Diese Plattformen sorgen dafür, dass Leistung und Speicherplatz nahezu unbegrenzt skalieren können – eine Eigenschaft, die der heimische Rechner so nicht aufweist. Auf diese Weise kann die Anwendung nahezu beliebig leistungsfähig werden, weil ihr keine physikalischen Limits auferlegt sind.

Kunden begegnen dem Konzept teilweise dennoch mit eher gemischten Gefühlen. Zu verbreitet erscheint noch der Wunsch, etwas im Eigentum zu haben, für das man bezahlt. Allerdings wird dieser Wunsch in den letzten Jahren nicht zuletzt durch den Siegeszug der Streamingdienste im Medienbereich zunehmend aufgeweicht. Das Problem besteht heutzutage eher im privaten Bereich, wo es vielen potenziellen Kunden nach wie vor generell lieber ist, eine Einmalzahlung zu leisten als jeden Monat aufs neue zahlen zu müssen.

Als objektive Nachteile aus Kundensicht lassen sich die Notwendigkeit einer ständigen und stabilen Internetverbindung, sowie die damit verbundenen Sicherheitsbedenken formulieren. Auch ein Totalausfall bei Insolvenz des SaaS-Gebers ist nicht vollkommen von der Hand zu weisen.

SaaS: eine Internetanbindung sollte zuverlässig stehen. (Foto: Pixabay)

Der SaaS-Anbieter hingegen freut sich zunächst über eine bessere Kontrolle über sein Produkt, sowie die Möglichkeit, jederzeit Änderungen und Verbesserungen implementieren zu können, ohne dabei Updatezyklen einhalten zu müssen. Insgesamt hat der Anbieter deutlich mehr Hoheit über sein Produkt als zuvor. Durch den Ausbau seiner Lösung besteht stets die Möglichkeit des Upselling, also des Unterbreitens von zusätzlichen Angeboten an die bestehenden Kunden.

Nicht zu unterschätzen ist der Liquiditätseffekt der SaaS-Lösung. Kunden zahlen über einen Zeitraum X regelmäßig ihre Nutzungsgebühren. Zahlen dieser Art freuen jede Bank und geben Planungssicherheit für die jeweils gezeichneten Zeiträume. Auf der anderen Seite muss der SaaS-Anbieter jedwede Investition in die eigene Infrastruktur aus den Nutzungsgebühren tätigen. Das ist gerade zu Beginn ein nicht zu unterschätzendes Risiko, das beim Verkauf von Einzellizenzen überhaupt nicht existiert.

WordPress und SaaS: WTF?

Wie bereits erwähnt, ist SaaS auch bei WordPress-Plugins kein völlig neues Konzept. Und in der Tat kann das Modell für viele kommerzielle Plugins Sinn ergeben, für andere hingegen weniger. Generell erlaubt das SaaS-Modell leistungsfähigere Funktionsaufsätze als das bisherige Modell der Installation einer Handvoll PHP-Files mit dem kompletten Programmcode. Das dürfte wohl unstreitig sein.

Es scheint mir aber insbesondere das Konzept der „rentengleichen Leistung” zu sein, das die Attraktivität der Lösung für WordPress-Entwickler ausmacht. Natürlich ist es ein Stück weit unfair, von rentengleicher Leistung zu sprechen, denn das impliziert ja eine leistungslose Bezahlung. Bei einem SaaS-PLugin ist der Entwickler im Zweifel stärker beschäftigt als er es zuvor war. Denn bei monatlicher Zahlung erwarten die Kunden auch einen kontinuierlich hohen Gegenwert. Nichtsdestotrotz ist die Perspektive, monatlich bezahlt zu werden, eine, die auch den entwickelnden Freelancer verständlicherweise zunehmend fasziniert.

Was ist dran an der Idee, WordPress-Plugins als SaaS-Lösung zu konzipieren?

Wiederkehrende Einnahmen

Eine monatliche Gebühr für die Nutzung summiert sich übers Jahr schnell zu einem hübschen Sümmchen auf, das du möglicherweise nicht als Einmalzahlung hättest durchsetzen können. Es ist sehr wahrscheinlich, dass du mit dem SaaS-Modell mehr für dein Plugin bekommst, als es zuvor der Fall war. Erstmals bist du in der Lage, eine saubere Liquiditätsplanung zu machen. Rechne dir einfach aus, wie viele Abonnenten du benötigst, um deine Jahreskosten zu decken. Das hat schon was.

Geld verdienen durch Zeitablauf – ganz so einfach ist es nicht. (Foto: Pixabay)

Schutz vor Piraterie

Du gibst deinen Code nicht aus der Hand und bist von daher sicher, dass ihn dir niemand klauen kann. Das ist ein essenziell wichtiger Faktor, wenn du Plugins erstellst, um davon leben zu können. Reverse Engineering ist bei Plugins keine Kunst, bei „echter Software” sieht das nochmal ganz anders aus.

Einfachere Entwicklung

Du machst was du willst und wann du es willst. Deine Kunden freuen sich höchstens, wenn du hyperaktiv neue Features raushaust. Niemand muss sich mehr Updates installieren und du brauchst nicht auf die Sicherheit alter Versionen zu achten. Das Leben kann so einfach sein.

Ebenso wird es dir gefallen, dass die einzige wichtige Umgebung, auf der deine SaaS laufen muss, der Cloudserver ist, den du dafür verwenden willst. Es ist erstmals vollkommen wurscht, welche Umgebungsvoraussetzungen deine Kunden mitbringen – ein Traum.

Feedback und Nutzungsdaten

Bislang hast du keine Ahnung von deinen Kunden. Du weißt nicht, wo dein Plugin eingesetzt ist. Du weißt nicht, wie groß die Seite ist, auf der es Dienst tut. Du weißt nicht, ob es fehlerfrei funktioniert und ob die auftretenden Fehler kritisch sind oder nicht. Im Grunde weißt du gar nichts, außer, dass du es verkauft hast.

Das sieht natürlich völlig anders aus, wenn du dein Plugin als SaaS konzipiert. Dann verfügst du über all das, über das du bislang nicht verfügt hast. Und es ist ja auch nicht unwichtig. Es handelt sich um eine Art automatisches Feedback aus Nutzungsdaten. Du kannst erkennen, wo dein Plugin schwächelt oder auf andere Weise nicht leistet, was es soll.

Genauso wichtig ist aber ein ganz anderer Aspekt. Du erhältst nämlich Zielgruppenmetriken. Du hast mehr als bloße Adressen zur Verfügung. Du kannst quasi in die Bedürfnislagen deiner potenziellen Kunden hineinblicken und dein Produkt auf gesicherter Datenbasis fortentwickeln. Das fängt schon damit an, dass du siehst, welche Art von Website dein Plugin typischerweise verwendet und in welchem Umfang. Es würde mich nicht wundern, wenn du da ein/zwei Features bei entdecken würdest, die keiner jemals nutzt.

Was spricht gegen die Idee, WordPress-Plugins als SaaS anzubieten?

Es gibt natürlich Plugins, wie das bereits genannte Akismet, die kannst du gar nicht nicht als SaaS umsetzen, wenn du nicht große Kompromisse hinsichtlich Leistungsumfang und Performance eingehen willst. Das Phänomen betrifft aber nicht die größere, sondern eher die weitaus kleinere Zahl denkbarer Plugins. Von daher ergibt sich in der Vielzahl der Fälle durchaus die Situation, in der man die oben bereits angeführten Vorteile den Nachteilen gegenüberstellen und abwägen muss.

Im SaaS und auf hoher See, sind wir alle in Gottes Hand (Abwandlung). (Foto: Pixabay)

Risiko der Kundenakzeptanz in preislicher Hinsicht

Ein Plugin zu mieten, wird nicht jedermann gefallen. Du brauchst also eine ausgezeichnete Kommunikationsstrategie, wenn du potenzielle Käufer von deinem Produkt überzeugen willst. Das ist zwar eine generelle Wahrheit, die immer gilt. Wichtig ist aber auch, dass dir dein Produkt erlaubt, eben eine solche Strategie glaubhaft zu entwickeln.

Wenn du ein exotisches Plugin entwickelt hast, dass es deinen Kunden erlaubt, ein abseitiges Dateiformat zu importieren, mithin eine Tätigkeit durchzuführen, die vielleicht einmal im Jahr vorkommt, wird es dir schwerfallen, eine plausible Strategie zu finden, die zu einem dauerhaften Zufluss an Finanzmitteln führt. Hier solltest du eher identifizieren, wo die Zielgruppe ist, die dieses Plugin benötigt und es ihr dann per Einmalkauf verkaufen.

Risiko der Kundenakzeptanz mit Blick auf den Datenschutz

Wenn dein Plugin Daten verarbeitet, dann geschieht das bislang zwingend auf den Servern deiner Kunden. Das ist für dich im Grunde gut, denn damit musst du dich um Prozessorleistung und Speicherplatz nicht kümmern. Wohingegen du derjenige bist, der AWS oder Azure oder einen anderen Plattformdienstleister bezahlt, wenn du deine Plugins als SaaS betreibst.

Je nachdem, um welche Daten es sich handelt, werden sich deine Kunden in Zeiten von Snowden nur dann wohlfühlen, wenn klar erkennbar ist, wer die Daten wo zu welchem Zwecke speichert. Ein deutscher Serverstandort dürfte die Akzeptanzschwelle senken, ein gewisses nagendes Misstrauen könnte bleiben. Diese psychologische Frage kannst du kaum beeinflussen. Sie beeinflusst aber den Absatz deines Plugins potenziell stark.

Fazit: WordPress-Plugins als Saas? Ja, aber…

Es dürfte klar geworden sein, dass die Idee, WordPress-Plugins als SaaS anzubieten, weder eindeutig spitzenmäßig, noch eindeutig dämlich ist. Wie immer, liegt die Wahrheit dazwischen und hängt stark von den Faktoren des Einzelfalls ab. Generell kann man wohl sagen, dass das Pendel umso stärker in Richtung SaaS schwingt, je funktionsreicher das Plugin wird. Wenn dann noch Aspekte des Machine Learning dazu kommen, wie bei Akismet, geht an SaaS kein Weg vorbei. Ganz generell gilt es, alle hier genannten Aspekte jeweils auf die eigene Idee zu beziehen und dann gegeneinander abzuwägen.

Wenn du dir einen sanften Einsteig in die SaaS-Welt vorstellen kannst, solltest du auf jeden Fall mal Freemius besuchen. Die bieten dir als Plugin- und Theme-Entwickler quasi ein Schmalspur-Saas out of the box.

Weiterführende Lesetipps:

  • The Problem in WordPress – Musings on Plugins & SaaS | Chris Lema
  • WordPress Plugins: SAAS! Gota Go SAAS. Right Brah? | Josh Pollock
  • Careful! This Simple Pricing Experiment Cost Us $2,000 in Revenue | Freemius
  • 8 Awesome WordPress Web Apps Paving the Way for WordPress as a SaaS Platform | Elegant Themes

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