Automattics Jetpack ist soeben in Version 2.0 veröffentlicht worden. Es bringt der ohnehin schon umfangreichen Funktionssammlung ein paar neue Tricks bei. So lassen sich etwa Bilder künftig aus der WordPress-Cloud servieren, Seiten können dynamisch scrollen und für die Anbindung an soziale Netzwerke benötigt man nicht länger ein Dritt-Plugin. Die am meisten erhoffte Erweiterung bringt Jetpack 2.0 jedoch leider nicht mit.
Jetpack: die Features der WordPress-Cloudanwendung für Selbsthoster
Jetpack ist nicht so mein Favorit, wenn es um WordPress-Plugins geht. Sicherlich, es entstammt dem Hause Automattic, das bekanntlich WordPress selbst erschaffen hat und es darf insofern als sicher gelten, dass es wohl kaum ein anderes Plugin gibt, das sich näher am Core des Systems aufhält als dieses. Fehler und Probleme, wie sie mit Plugins von Drittentwicklern auftreten, sind nahezu ausgeschlossen, wenn man einmal von Konflikten mit anderen, ebenfalls installierten Plugins absieht, deren Ursache zumeist in eben diesen Plugins zu finden sein dürfte.
Neben der zu erwartenden hohen Kompatibilität des Jetpack zum WordPress-Basissystem spricht für Jetpack auch, dass Automattic auf diese Weise viele der beliebten Features, die zuerst nur den Nutzern der gehosteten Blogs auf WordPress.com eröffnet sind, den Verwendern der unter WordPress.org verfügbaren Installationsversion des Systems zugänglich macht.
Jetpack under fire: berechtigte Kritik
Aus insgesamt 22 kostenlosen und einem kostenpflichtigen Modul besteht Jetpack mittlerweile, darunter befinden sich viele, für die es teils bessere, weil mächtigere Dritt-Plugins gibt. Das Statistik-Plugin WordPress.com Stats steht in der Kritik, soll sogar in Deutschland rechtlich bedenklich sein, in jedem Falle aber die Einbindung einer Datenschutzerklärung in den eigenen Blog erfordern. Letzteres ist übrigens unter Verwendung von Google Analytics ebenso. Bei der Kanzlei Schwenke stehen weitere Informationen bereit.
Diese datenschutzrechtlichen Bedenken gelten auch für das Jetpack-Modul Subscriptions, mit dessen Hilfe sich Besucher über neue Beiträge und Kommentare per E-Mail informieren lassen können. Um sich hier nicht der Gefahr von Abmahnungen auszusetzen, sollte man das Modul in Deutschland keinesfalls nutzen, weil es nicht dem sog. Double-Opt-In Verfahren entspricht. Hier würde man nach erfolgter Subskription zunächst eine weitere E-Mail erhalten, die einen Bestätigungslink enthält, den es zu klicken gilt. Erst danach, also nach zweimaliger Willensbekundung, ist das Abo aktiv. Automattic geht bislang mit dieser Art von Bedenken recht flapsig um. Ein Problem scheint man darin noch nicht erkannt zu haben.
Ebenfalls nicht für jedermann verständlich ist das Erfordernis, für die Nutzung des Jetpack einen WordPress.com-Account zu benötigen. Dieser ist nachvollziehbar erforderlich in Modulen wie etwa WordPress.com Stats, aber wenn man dieses Modul, sowie einige weitere, die auf dem Account aufsetzen nicht verwendet, wieso wird dennoch auf die Registrierung bestanden? Als ebensowenig erfreulich wird teilweise der Umstand empfunden, dass nach der Jetpack-Installation zunächst alle Module automatisch aktiviert sind. Die umgekehrte Verfahrensweise finden erfahrene Administratoren naheliegenderweise deutlich angenehmer.
Jetpack 2.0: die neuen Features
Mit Version 2.0 bringt Jetpack etliche Fehlerbehebungen und Verbesserungen unter der Haube, sowie vier neue Features.
Publicize
Das Modul Publicize verbindet das eigene Blog über den erforderlichen WordPress.com-Account mit Twitter, Facebook, Tumblr und LinkedIn und ersetzt so Dritt-Plugins wie Social von MailChimp und einen ganzen Haufen anderer, ähnlicher, dabei jahrelang etablierter Aufsätze. Ich persönlich habe auf dieses Feature nicht gewartet, sondern nutze eine Social-Media-Integration mindestens bereits seit 2005.
Post by E-Mail
Neu an dem Modul Post by E-Mail ist im Grunde nur, dass es weit mehr Shortcodes unterstützt als die schon bislang vorhandene Schnittstelle für das Posten von Beiträgen via E-Mail. Auch für diese Funktionalität indes gibt es seit Jahren gute Plugins, etwa Postie oder Post via Email.
Photon
An Photon werden sich erneut die Geister scheiden. Denn Photon ist ein Ersatz für die Mediathek auf dem eigenen Webspace. Einmal aktiviert, werden Bilder künftig aus der WordPress-Cloud serviert. Matt Mullenweg verspricht automatische Anpassung an vorhandene Layouts und natürlich eine reduzierte Last und Speicherplatzverbrauch auf dem eigenen Space. Sagen wir mal so: Ich mache das nicht…
Infinite Scroll
Infine Scroll erlaubt das immer beliebter werdende unendliche Scrollen beim Erreichen der Seitenunterkante. Weitere Beiträge werden im Hintergrund automatisch nachgeladen, der Eindruck einer tatsächlich unendlichen Startseite entsteht. Muss ich erwähnen, dass es auch hierfür bereits etablierte Lösungen gibt und zwar zuhauf? Zudem ist der Einbau des Moduls, je nach Theme nicht eben trivial, aber wenigstens detailliert beschrieben.
Was nicht kam…
Was nicht mit Jetpack 2.0 kam sind die neuen Galerie-Typen, die Automattic vor wenigen Wochen innerhalb von WordPress.com ausrollte. Seither kann nicht mehr nur die Standard-Thumbnaildarstellung eines Grid mit einer oder mehreren Spalten gewählt werden. Vielmehr stehen über die neuen Typen rectangular
und circle
komplett neue Darstellungsoptionen zur Verfügung.
Speziell der Typ rectangular
ist ein Knüller, sorgt er doch für eine Darstellung der Thumbnails in einem Format, das an Pinterest und andere moderne Fliesen-Bildersets erinnert. Das sieht dann so aus:
Sollte die nächste Jetpack-Version diesen Galerie-Typus implementieren, dann werde ich mich der Unbill unterziehen und sämtliche Module, bis auf dieses eine, manuell deaktivieren ;-)
Links zum Beitrag:
- Jetpack supercharges your self‑hosted WordPress site – Jetpack.me
- Jetpack 2.0: Publicize to Facebook, Twitter, LinkedIn, Tumblr; Post by Email; Photon; Infinite Scroll – Matt Mullenweg on Jetpack News
- Jetpack im WordPress-Repository – WordPress Extend
- Rechtswidrig: WordPress.com-Stats Plugin als Trojaner für Werbetracker – Kanzlei Schwenke